Zukünftig in Leine und Ihme schwimmen gehen? 

Um diese Frage ging es am 23.05.2022 in der Jugendherberge Hannover bei der Diskussionsveranstaltung „Alles im Fluss – Flussbaden, Freizeitflächen und Renaturierung an der Ihme“ vom Bürgerbüro Stadtentwicklung Hannover e. V. (bbs).

Vergleichsprojekte in München, Bremen, Basel sowie vielen weiteren deutschen und europäischen Städten zeigen, dass das Baden in Flüssen möglich ist. Könnte Flussbaden daher auch in Hannover ein Aushängeschild für mehr urbane Lebensqualität sein? Die letzten Projekte um Flussbadestellen in Hannover zeigten, dass es noch viel Uneinigkeit gibt. Denn obwohl Flussbaden eine lange Tradition in Hannover hat, haben sich die Badestellen bisher nicht dauerhaft halten können.

Aufgegriffen wurde die Diskussion um Flussbadestellen durch die im Jahr 2021 veröffentlichte Masterarbeit von Maxim Altenburger. In seiner Ausarbeitung präsentierte er neue Bademöglichkeiten in Hannover, die sich entlang des Maschsees Richtung Schützenplatz und bis zur Jugendherberge Hannover ziehen. Das bbs hat die Debatte aufgegriffen und die Stadtgesellschaft eingeladen, gemeinsam über die Zukunft und dauerhafte Lösungen zu sprechen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Helene Grenzebach (Geschäftsstellenleiterin bbs) und Gerry Visse (Vorstand bbs). Zu Beginn der Veranstaltung rief Helene Grenzebach die Teilnehmer*innen dazu auf, aufzustehen, wenn sie bereits in der Leine und Ihme 1. geschwommen sind, 2. Boot oder Schiff gefahren sind, 3. Angeln waren und/oder 4. sich gerne in der Nähe dieser Gewässer aufhalten.

Angeregt durch diesen ersten Impuls wurden die Anwesenden dazu aufgefordert „Hoffnungen und Wünschen“ sowie „Herausforderungen und Befürchtungen“ zu konkretisieren, welche anschließend an zwei Pinnwänden nach Themen sortiert wurden. Zwischen Befürworter*innen und Gegner*innen des Flussbadens entstand ein reger Austausch.

Thema war vor allem die Rücksichtnahme auf die Wassersportvereine: Die Schnelligkeit der Ruderboote und schlechte Sichtbarkeit von Schwimmenden würden häufig unterschätzt, weshalb die Forderung nach abgegrenzten Bereichen fürs Schwimmen laut wurde. Es herrschte Unverständnis, warum das große Potential der Flüsse für Naherholung bisher noch nicht genutzt wird. Hundebesitzer*innen befürchten hingegen den Verlust von naturbelassenen Auslaufflächen, wenn Badestellen eingerichtet werden. Auch forderten viele Gäste die Berücksichtigung von Naturschutzbelangen: Man müsse die Wasserqualität testen und klären, inwiefern organisierter Badebetrieb mit Renaturierungsflächen vereinbar seien. Überdies müssten mehr Mülleimer, Straßenlaternen und Fahrradständer aufgestellt werden, damit ein achtsamer Umgang mit der Natur sowie ein höherer Grad an Sicherheit rund um die Ufer sichergestellt werden kann.

Das Sammeln von Anregungen zeigte, dass Akteur*innen zu offener Kommunikation bereit sind und über Lösungen sprechen möchten. Die Nutzungskonflikte rund um den Fluss machten aber auch deutlich, dass es Bedenken zu Veränderungen und Verlusten gibt, die bei zukünftigen Diskussionen nicht außer Acht gelassen werden dürfen.

Nach der Ideensammlung fanden sich vier Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themen: Sicherheit, Mut zur Veränderung, Neue Nutzungen und Naturschutzbelange sowie der Umgang mit bestehenden Nutzungen. Die Gruppen sollten neben ihrer Fragestellung auch die übergreifende Frage aufgreifen, wie den Anforderungen um Flussbaden gerecht werden kann und trotzdem einen Steigerung der Nutzungsqualität erreicht werden kann. Die Ergebnisse der jeweiligen Gruppen wurden im Plenum vorgestellt und debattiert.

Julia Sembritzki und Mike Burkhardt vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Mittellandkanal / Elbe-Seitenkanal erhielten dann das Wort für einen fachlichen Input. Sie erörterten die gesetzlichen Regularien, mit denen sich auseinander gesetzt werden müsste, wenn Flussbadestellen in Hannover realisiert werden. Sie machten deutlich, welche Abschnitte der Leine und Ihme zum Baden in Frage kommen würden, da das Schwimmen zum Beispiel 100 Meter vor und hinter Brücken oder an Schleusen aktuell nicht erlaubt ist (siehe Karte). Sie betonten, dass die Ihme eine Bundeswasserstraße ist und beschrieben, dass aus ihrer Perspektive Badeverbote geregelt seien, Badeerlaubnisse jedoch nicht.

Die Veranstaltung hat verdeutlicht, dass es eine starke Nachfrage zu urbanen Freizeitflächen am Wasser in Hannover gibt. Um dieser jedoch zu begegnen, müssen die rechtlichen, sicherheitsrelevanten, organisatorischen und naturschutzfachlichen Fragestellungen zum Thema Flussbaden mitbedacht werden. Dass es dabei zu Nutzungskonflikte kommen kann, ist klar, was aber nicht bedeuten muss, dass man nicht mit guter Kommunikation und Beteiligung Lösungen finden kann. Der Wunsch, die Diskussion über die Veranstaltung hinaus weiterzuführen, ist dringend.

Wenn Sie Interesse am Thema haben, schicken Sie uns gerne eine Mail, um in einen Verteiler zum Thema aufgenommen zu werden. Dieser wird allen zur Verfügung gestellt, die auch selbst ihre Kontakte für diesen Zweck freigegeben haben.

Die Rot markierten Flächen zeigen die Badeverbotszonen.