Velorouten, Lastenräder und die autofreie Innenstadt. Weg von den Autos und hin zu alternativen Verkehrsmitteln in der Stadt. Oder wie Andreas Knie auf dem HAZ Mobilitätsforum sagte: Die Städter*innen erobern sich ihren Lebensraum von den Autos zurück. Der Trend scheint klar, aber woran liegt das? An der Effizienz von Fahrrädern gegenüber Autos in der Stadt? Am Klimabewusstsein und der Suche nach möglichst nachhaltigen Verkehrsmitteln? Oder möchten die Hannoveraner*innen einfach fit bleiben?
Der Küchengarten
Die SpeakUp! Box, ein hannoversches Projekt, hat am 4. September auf dem Küchengartenplatz hannoveraner Bürger*innen gefragt, was sie vom Küchengarten halten und wie sie sich die Zukunft des Küchengartens vorstellen. Hier treffen nicht nur Linden Nord und Linden Mitte aufeinander, sondern auch die Elisenstraße, die Limmerstraße, die Blumenauer Straße, die Fössestraße und die Spinnereibrücke. Genau diese Kreuzung sorgt für reichlich Konflikt. Lange Wartezeiten an den zahlreichen Ampeln und unübersichtliche Straßenführungen sorgen dafür, dass man sich als Fahrradfahrer*in oder Fußgänger*in auf der Kreuzung nicht sicher fühlt. „Es fühlt sich immer so an, als könnte es gleich zu einer gefährlichen Situation kommen“, sagt beispielsweise ein Lindener.
Die Hannoveraner*innen haben klare Wünsche
Bei meiner Befragung ist eines klargeworden: Die Hannoveraner*innen setzen auf Fahrräder. Viele erhoffen sich von der Neugestaltung des Küchengartens, dass den Fahrradfahrer*innen endlich mehr Platz zugesprochen wird und dass auch Fußgänger*innen berücksichtigt werden. Ein Anwohner merkt beispielsweise an, dass man keine vier Autospuren brauche und stattdessen zwei Spuren den Fahrradfahrer*innen überlassen könne. Diese sollten sich aber auch an den tatsächlichen Bedürfnissen der Radfahrer*innen orientieren, merkt ein anderer Anwohner an. Oft beobachte er, dass die Radler*innen über rot fahren oder sich nicht an alle Verkehrsregeln halten. Indem man die Verkehrsführung nicht nur an den Autos ausrichtet, sondern auch alle anderen berücksichtigt, könne man diesem Problem entgegenwirken. Die Tendenzen sind also eindeutig und die Stimme der Anwohner spricht sich klar für mehr Platz für Fahrradfahrer*innen und Fußgänger*innen aus. Doch woran liegt diese Einigkeit?
Flächengerechtigkeit – die Devise der Zukunft?
All diese Punkte – Fläche von den Autos für andere Teilnehmer*innen des Verkehrs zurückzugewinnen, Fußgänger*innen und Radfahrer*innen zu berücksichtigen und die Stadt nutzbarer zu machen – sind Aspekte von Flächengerechtigkeit. Also der Anspruch an die Stadt, die verfügbare Fläche „gerecht“ unter allen aufzuteilen und dabei alle Verkehrsteilnehmer*innen zu berücksichtigen. Obwohl kaum jemand im Rahmen der SpeakUp! Box oder der Befragungen das Konzept der Flächengerechtigkeit nennt, war der Wunsch nach ihr allgegenwärtig. Aspekte wie Umweltschutz und Reduktion von Luftverschmutzung und Treibhausgasen wurden bei der Beurteilung der Verkehrssituation nicht genannt.
Die Idee der Städter*innen von Fortbewegung in der Stadt hat sich klar verändert. Das Fahrrad, E-Bike oder Lastenrad als Hauptverkehrsmittel ist selbstverständlich geworden und auch die Entscheidung, in der Stadt kein Auto mehr zu besitzen ist keine Seltenheit mehr. Damit geht einher, dass von Politik und Verwaltung selbstverständlich erwartet wird, sich diesen Veränderungen anzupassen. Am 07. Oktober hat Belit Onay die erste von acht geplanten Velorouten eröffnet, die die Stadtteile Hannovers mit der Innenstadt und untereinander verbinden sollen. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung. Bleibt zu hoffen, dass ein solcher Schritt auch am Küchengarten gegangen wird.
Autorin: Janne Zerbe, Praktikantin im Bürgerbüro