Zusammenschau ZUKUNFTinnenSTADT
Neunte Veranstaltung des Citydialogs ZUKUNFTinnenSTADT des Bürgerbüro Stadtentwicklung
07.07.2022 – bbs Hannover
“So habe ich Hannover ja gar nicht gesehen, das ist mir bisher noch nie aufgefallen!” bemerkt ein Teilnehmer überrascht. Nicht nur in der Arbeitsgruppe Genderplanning wurden neue Perspektiven auf Hannover entdeckt.
Am 07.07.2022 fand die neunte Veranstaltung des Citydialogs ZUKUNFTinnennSTADT des Bürgerbüro Stadtentwicklung statt. Zusammen mit 30 Teilnehmenden wurde im großen Saal der Volkshochschule Hannover über die Ergebnisse der Reihe und die Zukunft von Hannovers Innenstadt diskutiert. In den vorausgegangenen monatlichen Veranstaltungen wurden wichtige innerstädtische Teilthemen diskutiert. Dazu gehörten Fragestellungen zur Innenstadt als Kulturraum, öffentlichen Räumen, Grün und Mobilität. Die Rückkehr des Wohnens, Sport und Frauen und Mädchen in der Innenstadt waren Aspekte des Programms. Aus jeder Veranstaltung wurden zentrale Erkenntnisse, Anregungen, Ideen und Thesen mitgenommen und zusammengetragen. Die aktuelle Veranstaltung bot die Möglichkeit, die Thesen in einer Ideenwerkstatt in Kleingruppe zu debattieren und zu ergänzen.
Helene Grenzebach und Manfred Müller, Geschäftsstellenleitung und Vorstand des bbs, eröffneten den Abend mit übergreifenden Überlegungen und Erkenntnissen zur Innenstadt. Diese habe wenige Ecken und Kanten und sei wenig authentisch: Nach Geschäftsschluss werden die Straßen leer und leblos: Die Bürgersteige werden sprichwörtlich hochgeklappt. Doch so müsste das nicht sein: Durch die Schaffung multifunktionaler Räume, mehr Grünflächen sowie nicht-kommerziellen Aufenthaltsmöglichkeiten könnte wieder mehr Leben in die Innenstadt kommen.
Die Befragung des bbs hat gezeigt, dass insbesondere Bewohner*innen der Stadtteile Linden, List und Nordstadt die Innenstadt meiden. Ihre Behauptung: Ihre Stadtteile würden Ihnen schon alles bieten, was sie zum Leben brauchen, seien es Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, Freiplätze, Parks oder Stätten der Kultur. Manch Einer würde sogar behaupten, dass Ihre Stadtteile mehr zu bieten haben als die Innenstadt selbst. Um auch der Innenstadt mehr Charakter und Vielfalt einzuhauchen, brauche es Mut zu Veränderungen. Stadtentwicklung endet nicht, sie ist ein immerwährender Prozess.
Vor diesem Hintergrund fanden die Diskussionen in den vier Kleingruppen statt: Poster mit Thesen gaben den Teilnehmenden zunächst einen Einblick ins Thema.Während der Gruppenphase konnten die Teilnehmer*innen jeweils 15 Minuten Anregungen, Fragen und Wünsche äußern, welche daraufhin zusammen mit den Mitarbeiter*innen festgehalten wurden. Es wurden Anregungen und Ideen entwickelt, Fragen in den Raum geworfen und Lösungsansätze verfolgt. Nachdem alle vier Gruppen jede Station einmal besucht hatte, wurden zentrale Erkenntnisse im Plenum vorgetragen:
1. Stadtgrün und die Bedeutung von Natur in Stadtzentren (Manfred Müller)
Zentral war für alle der Wunsch nach „Mehr“: Mehr Grünflächen, mehr Freiräume, mehr Bäume, mehr Wasserflächen, mehr Fassaden- und Dachbegrünung. Dies könnte zum Beispiel durch Patenschaften und gemeinsame Pflege der „grünen“ Freiflächen möglich gemacht werden. Ein weiterer Vorschlag zielte darauf ab, alle Dächer der städtischen Gebäude zu begrünen, um somit ein Exempel zu geben.
2. Recht auf Stadt: Frauen und und Mädchen im öffentlichen Raum (Anna Finn & Joana Hartmann)
Nur wenigen Teilnehmer*innen war das Thema „Gender Planning“ vertraut – ein leider häufig beobachtetes Phänomen, was zeigt, dass neben den Behörden auch die Stadtbevölkerung über Gender Planning informiert werden sollte. Nach einer kurzen Einführung entwickelten sich in den Kleingruppen die ersten Ideen und Vorschläge, wie etwa der Wunsch nach mehr Kinderbetreuungsplätze in der Innenstadt, mehr multifunktionalen Aufenthaltsräumen oder die Anpassung des Nahverkehrs an die Bedürfnisse pflegender Personen.
3. Straße – Macht – Stadt: Die Innenstadt als Lebensraum (Helene Grenzebach)
Zum Thema Verkehr und Mobilität in der Innenstadt herrschte unter den Besucher*innen große Einigkeit. Der Wunsch nach mehr Fahrradwegen sowie Fahrrad-Schnellwegen in und um die Innenstadt war allgegenwärtig. Die „autofreien Innenstadt“ wird ersehnt und Konzepte dazu begrüßt. Wichtig war den Teilnehmenden aber auch die gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr.
4. Wohnen in der Innenstadt: Wunsch und Wirklichkeit (Daniela Catalán)
„Wohnen in der Innenstadt gehört dazu und ist wichtig für eine Wiederbelebung der Innenstädte“ so Daniela Catalán. Die Planung dürfe nicht nur den Investor*innen überlassen werden. Vielmehr solle der Bevölkerung die Chance geben werden, ihre Ideen zu äußern. Wichtig dabei sei der Mut zu Kreativität in der Gestaltung – zum Beispiel durch Umnutzung statt Abriss und Neubau – oder dem Ausprobieren von experimentellen Wohnformen.
Das Bürgerbüro wird die Erkenntnisse aus der Veranstaltung mitnehmen. Denn gemeinsam mit der Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung wollen wir die Zukunft unserer Innenstadt im Sinne einer gerechten, zukunftssicheren Entwicklung mitgestalten. Wir werden Impulse aufnehmen, weitertragen, Ideen entwickeln und Lösungen für die anstehenden Zukunftsfragen in unserer (Innen-)Stadt finden. Wir freuen uns schon darauf.
Für alle, die darüber hinaus ihre Inspirationen und Vorschläge in den politischen Apparat einbringen möchten, wurde kurz auf Paragraph 34 im Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) hingewiesen. Er umschreibt genau diese Möglichkeit.
Nach der Sommerpause geht es am 6.10. weiter: “Mitte neu denken – Das Innenstadtkonzept 2035” heißt das Ergebnis des Innenstadtdialogs der Stadtverwaltung. An ihm soll die Zukunft von Hannovers Innenstadt ausgerichtet werden. Das Bürgerbüro Stadtentwicklung lädt ein, gemeinsam mit den Macher*innen aus der Stadtverwaltung einen Blick auf das Gesamtkonzept zu werfen und es zu diskutieren
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