Hitze in der Stadt – Cool down aber wie?

06.06.2024 um 18:00 in der enercity Konzernzentrale

Eine Veranstaltung zu den Auswirkungen des Klimawandels und möglichen Anpassungen

 

Nach unserer Veranstaltung „Woher, Wohin? Wasser in der Stadt“ am 09.11.2023 um 17:30 in der VHS Hannover folgte mit: „Hitze in der Stadt – Cool down aber wie?“ – auf Wunsch unserer Gäste – der zweite Teil zur Reflexion der zunehmenden Phänomene wie Starkregen und Dürre und die Strategien zur kommunalen Klimawandelanpassung.

Mit Unterstützung unserer Referent*innen informierten wir uns über die Grundlagen und Herausforderungen rund um das Thema Hitze in der Stadt in Zeiten des Klimawandels, wir lernten aktuelle Ansätze und Strategien aus Hannover und von andernorts kennen und sprachen darüber, was wir Bürger*innen selbst auch vorbeugend tun können.

Als Impulsgeber*innen agierten:

Dr. Markus Groth, Climate Service Center Germany (GERICS), Helmholtz-Zentrum Hereon GmbH aus Hamburg

Dirk Schmidt, Landeshauptstadt Hannover, Klimafolgemanagement des Fachbereichs Umweltschutz

Prof. Dr. med. Olaf Krause, Institut für Allgemeinmedizin u. Palliativmedizin, Zentrum für Medizin im Alter, Diakovere Henriettenstift und Medizinische Hochschule Hannover

Christian Tautz, M. S. Landschaftsarchitektur, Gundlach Bau und Immobilien GmbH & Co. KG

Wieder an Bord war Markus Groth vom Climate Service Center Germany als Experte für klimatische Veränderungen aus globaler Perspektive bis hinunter zur Beratung für kommunale Anpassungsstrategien. Er führte uns in die aktuellen Klimaberechnungen ein und gab uns einen Überblick über erwartbare Entwicklungen. Insbesondere auf die gravierenden volkswirtschaftlichen Folgen der Klimaveränderung machte er aufmerksam, die mit 440 Mrd. € für die Jahre 2000-2021 beziffert werden. Wobei sich hier die Frage stellt, was wir tatsächlich erfassen können. Materielle und direkte Schäden sind messbar, immaterielle und indirekte Schäden lassen sich nicht so leicht benennen.

Dirk Schmidt gab einen Überblick darüber, welche Maßnahmen zur Klimafolgeanpassung die Landeshauptstadt Hannover bereits trifft. Das Spektrum geht von Trinkwasserbrunnen, über Förderprogramme für Dach- und Fassadenbegrünung, Regeln gegen Schottergärten bis zu Straßenbaumpflanzungen mit geeigneten Gehölzen und Straßenbaumfeuchtemonitoring.  Auch nannte er einige Möglichkeiten, wie wir Einwohner*innen selbst tätig werden können, nach dem Motto: Grün und Blau gegen Grau.

  • Private Flächen entsiegeln, keine Steingärten anlegen
  • Beschattung durch begrünte Pergolen
  • In der Nachbarschaft schauen wo grün fehlt und den Bezirksrat informieren
  • Baumpatenschaften übernehmen
  • Dach- und Fassadenbegrünung

Aus den Plenum gab es auch Ideen wie bspw. viel Grün, insbesondere in der Innenstadt und die Forderung nach mehr Flächenentsiegelungen und Förderungen von Dach- und Fassadenbegrünungen. Wobei hier die Stadt Hannover bereits in den vergangenen Jahren mit Förderprogrammen tätig war, die allerdings von den Immobilienbesitzenden nur wenig angenommen wurden. Außerdem wurde der Ruf laut, in der Innenstadt nicht mehr nachzuverdichten und vorhandene Grünflächen zu erhalten. Aber auch die Eigenverantwortlichkeit aller EinwohnerInnen stand hier im Fokus der Diskussion.

Mediziner Prof. Olaf Krause führte anschließend vor Augen, welche besonderen Bedürfnisse ältere Menschen – und wir leben in einer alternden Gesellschaft – und Kleinkinder haben. Er führte durch die physischen Vorgänge bei Hitze und klärte darüber auf, wie unser Körper reagiert. Da sich im Alter bspw. der körpereigene Wasserhaushalt verändert (50 statt 70 % Wassergehalt des Körpers), reagieren ältere Menschen sensibler auf Hitze und dem daraus resultierenden Wassermangel und müssen auf ihren Wasserhaushalt achten. Auch eine Medikamenteneinnahme kann zu einem veränderten Wasserhaushalt führen. Praktische Hinweise umfassen ausreichendes Trinken, Bereitstellen der Trinkmenge und altbewährte Hausmittel wie kalte Wadenwickel. Auch wies der darauf hin, dass Medikamente nicht über 30 Grad gelagert werden sollten, da sie sonst ihre Wirksamkeit verlieren.

Am Schluss führe uns Christian Tautz von Gundlach noch bildreich vor Augen, wie im neuen Quartier Herzkamp in Hannover Bothfeld alle Aspekte der Klimawandelanpassung schon jetzt berücksichtigt wurden. Ein Leuchtturmprojekt, das durch das Bundesinnenministerium gefördert wurde. (auf Website Video von Projekt)

Fazit: Gemeinsam gegen die Hitze

Die Anpassung an die Klimaveränderungen ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Es ist notwendig, dass Medizin und Stadtplanung zusammenarbeiten, um effektive Lösungen zu finden. Mit innovativen Projekten, individuellen Maßnahmen und einer engagierten Gemeinschaft können wir die Hitze in der Stadt abmindern und ein angenehmeres Leben für alle Bürger ermöglichen.

Für weitere Informationen und praktische Tipps finden Sie den Hitzeleitfaden speziell für Einwohner von Heimen hier.

 

Weiterführende Webseiten

Globalwarmingindex

Diese Zahl zeigt eine sekundengenaue Einschätzung der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Pariser Abkommen von 2015 haben sich Länder auf der ganzen Welt darauf geeinigt, darauf hinzuarbeiten, die globale Erwärmung unter 2 Grad – und idealerweise auf 1,5 Grad – zu begrenzen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden.

GERICS Stadtbaukasten

Herausforderungen erkennen, rechtzeitig handeln – Module für eine nachhaltige, klimaangepasste Stadtplanung

Wie funktionstüchtig und ressourcenschonend wird Ihre Stadt unter Klimawandel-Bedingungen sein? Können Sie zukünftige Lebensqualität und Infrastruktur heute schon positiv beeinflussen? Der Stadtbaukasten bietet Hilfe beim Umbau zur Klima-Nachhaltigkeit.

Klimaausblick Niedersachsen

Dieser Klimaausblick informiert über mögliche zukünftige Entwicklungen des Klimas in Niedersachsen,
basierend auf den Ergebnissen von 85 regionalen Klimamodelsimulationen. Es werden 17 verschiedene
Kennwerte für Klimaänderungen dargestellt, die in unterschiedlichen Handlungsfeldern relevant sind. Sie
werden durch eine Experteneinschätzung zur Robustheit der gezeigten Änderungen ergänzt. Die Kennwerte
werden auch für das Klima der nahen Vergangenheit dargestellt. Diese wurden aus Beobachtungsdaten für
Niedersachsen berechnet

Starkregenhinweiskarte

Die Starkregenhinweiskarte dient einer ersten Identifikation von überflutungsgefährdeten Bereichen bei Starkregen im gesamten Stadtgebiet.

Broschüre “Überflutungsschutz Starkregen” Vorsorge-Abwehr-Nachsorge

Klimaanalysekarte der Landeshauptstadt Hannover

Film: Klimawandel: Hitze, Trockenheit und Starkregen

Leben mit dem Klimawandel –Hannover passt sicH an

https://www.auf-gute-nachbarschaft.info/projekte/wohnquartier-herzkamp

https://klimawohl.net/