Jugendrat Hannover meine Hood

24. – 28.06.24

Den ganzen Werkstattbericht mit den Ergebnissen finden Sie hier. Die Veröffentlichung der Ergebnisse seitens der Stadtverwaltung steht noch aus. Für die hochauflösende Druckversion kontaktieren Sie uns gerne.

Hannover meine Hood. Utopien denken und leben! Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Mitreden und Stadt machen, so wie du sie willst.

So lautete die Kurzform unserer Einladung an Jugendliche, die Lust hatten sich in den Sommerferien Orte in der Innenstadt zu erkunden, mit spannenden Stadtplaner*innen zu sprechen und mit Forscher*innen und Künstler*innen ihre Ideen für die Stadt der Zukunft zu gestalten.

Nachdem 2022/23 der Innenstadtdialog, als umfangreicher Beteiligungsprozess für die Neugestaltung Hannovers City stattfand, wurde klar, dass es dort keine expliziten Beteiligungsformate für Kinder und Jugendliche geben würde. Als wichtige Nutzungsgruppe der Zukunft und Gegenwart stand es für  Oberbürgermeister Belit Onay allerdings außer Frage, diesen jungen Menschen eine geeignete Möglichkeit zu geben, ihre Meinung und Wünsche dazu artikulieren zu können. Die Stadtverwaltung hat daraufhin, in enger Zusammenarbeit mit dem Büro für Beteiligungskultur und Stadtentwicklung (bbs) einen einwöchigen „Jugendrat“ geplant und durchgeführt. Da sich die Planungen zur Innenstadt bereits verdichteten, wurden zwei Plätze lokalisiert, die in den nächsten Jahren verändert werden sollen, für die aber noch keine konkreten Planungen vorliegen und die räumlich nah beieinander liegen. Zu diesen Plätzen sollten konkrete Entwürfe durch die Jugendlichen angefertigt werden. Weitergehend sollten Forderungen der Jugendlichen gesammelt werden, zu welchen Themen sie in der Zukunft beteiligt werden möchten und welche Dinge ihnen bei der gesamten Entwicklung der Innenstadt wichtig sind.

Kommunaler und institutioneller Rahmen

Veranstalterin war die Stadt Hannover. Diverse städtische Träger und Fachbereiche wurden zu Beginn konsultiert und insbesondere mit der Fachstelle für Kinder- und Jugendbeteiligung, dem Haus der Jugend und mit dem Bereich Stadtteilkultur ergab sich dann eine enge Zusammenarbeit mit dem bbs das sich als intermediäre Akteurin in der Stadtentwicklung versteht und von der Stadt zu 100 % finanziert wird, um Belange der Bürger*innenbeteiligung im Sinne einer kooperativen Stadtentwicklung voranzutreiben und zu unterstützen.

Projektform

Die Teilnahme am Jugendrat war kostenlos und freiwillig und wurde innerhalb der ersten Sommerferienwoche durchgeführt. Teilnahmegebühren für das umfangreiche und attraktive Programm wurden bewusst nicht erhoben, um eine Teilnahme von Kindern aus finanziell weniger gut ausgestatteten Haushalten nicht einzuschränken. Die Arbeitspakete innerhalb des Jugendrates waren an eine Zukunftswerkstatt, Bürger*innenrat und Planning for real angelehnt, wiesen aber auch Anteile einer Sozialraumerkundung auf. Der Jugendrat war als einmaliges, für sich stehendes Ereignis geplant. Allerdings kann das Projekt als Blaupause für kommende Beteiligungen mit einem ähnlichen finanziellen Budget und ähnlicher Durchführungsdauer gesehen werden.

Aktionsfeld

Das Aktionsfeld war die räumliche Stadtentwicklung mit Fokus auf Hannovers Innenstadt. Vordergründig wurden Objektbeteiligungen zu zwei Stadtplätzen durchgeführt. Außerdem war eine allgemeine Visionsentwicklung zur Innenstadt und die Formulierung von klaren Forderungen an neu zu gestaltende Räume beinhaltet.

Räumliche Einordnung

Die Stadtplätze, die in diesem Projekt analysiert und neu beplant wurden, befinden sich am Rande der Innenstadt. Der Georgsplatz bildet mit dem Opernplatz und dem Kröpcke eine Freiraumabfolge, welche sich von der Fußgängerzone bis zum Aegidientorplatz, einer großen Kreuzung des Cityrings, erstreckt. Der Theodor-Lessing-Platz befindet sich am Rand des Cityrings und stellt nördlich vom Rathaus eine direkte fußläufige Verbindung von diesem in die Innenstadt dar. Durch die räumliche Nähe zum Köbelinger Markt haben die Jugendlichen ihre Planungen teilweise auf diese als Parkplatz genutzte Fläche ausgeweitet.

Kooperationspartner*innen und personelle Ressourcen

Alle Projektpartner*innen hatten unterschiedliche Planungsschwerpunkte. Die Fachstelle für Kinder- und Jugendbeteiligung konzipierte Freizeitangebote und koordinierte die zehn JuLeiCas. Die Leiterin des “Haus der Jugend” konzipierte mit ProBeruf das Essen für die ganze Woche und koordinierte die  Räumlichkeiten. Durch das Sachgebiet Entwerfen urbaner Landschaften wurde ein studentischer Stegreif integriert, der die Teilnehmenden während der Entwurfs- und Konkretisierungsphase nochmal besonders unterstützen, aber auch deren Ergebnisse im Nachgang aufbereiten sollte. Zudem koordinierte diese  Fachperson auch die sechs Tutor*innen, die in der ganzen Woche für fachliche Unterstützung sorgten. Als Kooperationspartner*innen hatten wir weiterhin den Stadtgestalter der Stadt Hannover, der im Vorfeld half die Projektgebiete zu identifizieren, und mit der Stadtbezirksplanerin aus dem Bezirk Mitte die fachlichen Inputs zu den Plätzen durchführte. In diesem Beteiligungsprojekt waren keine Ehrenamtlichen involviert. Die Projektleitung hatte das bbs. Zusätzlich zum Planungsteam wurden weitere Honorarkräfte beschäftigt: Zehn JuLeiCa’s und sechs Tutor*innen. Als unbezahlte Unterstützer*innen, waren die zwölf Teilnehmer*innen des studentischen Stegreifs dabei. Mit dem Planungsteam und den Koorperationspartner*innen haben insgesamt 26 Personen die Jugendlichen betreut (Stegreif Studierende ausgeschlossen).

Präsentation/ Übergabe

Das Sammeln der Forderungen an Stadtentwicklung und Beteiligung wurde am Freitagvormittag durchgeführt. Nachdem die Ergebnisse in einer kleinen Pause durch die Moderator*innen geclustert wurden, stand die Präsentationsphase an. Als Adressat*innen waren Vertreter*innen der Parteien, Verwaltungsmitarbeiter*innen und der Oberbürgermeister anwesend. Nach einer Begrüßung durch den Oberbürgermeister hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Entwürfe zu präsentieren. Im Anschluss gab es Raum für weiteren Austausch zwischen den Jugendlichen und den Akteur*innen aus Verwaltung und Politik, welcher auch rege genutzt wurde.

Ausblick

Bedeutsam wird die kommende Zeit, in der die Wünsche und Planungen der Jugendlichen an die Verwaltung und die Politik weitergeleitet und auf ihre Umsetzbarkeit geprüft werden. Danach sollten die Wünsche in die weiteren Bearbeitungs- und Beschlussschritte der Plätze mit einfließen. Dieser Prozess sollte möglichst durch das Planungsteam noch weiter begleitet werden, um sicherzustellen, dass die Ideen bei der weiteren Planung der Stadtplätze wertgeschätzt und berücksichtigt werden. Der Erfolg der Veranstaltung schürt gleichsam die Wünsche bei den Beteiligten und Teilnehmer*innen, Folgeveranstaltungen zu konzipieren bzw. an ihnen teilzunehmen. Durch die einmalige Finanzlage ist aber unklar, wie eine finanzielle und organisatorische Verstetigung so eines Projektes konzipiert werden könnte. Gleichzeitig ist der strukturelle Grad der Verbindlichkeit zur Umsetzung bzw. Berücksichtigung der planerischen Ergebnisse und der artikulierten Wünsche der Jugendlichen aktuell eher gering. Wünschenswert wäre es, wenn beispielsweise Jugendliche des in Hannover angedachten Jugendparlaments (Jupa) die Ergebnisse in den Rat einbringen und die Berücksichtigung der Anregungen, auch über längere Zeit, beobachten bzw. begleiten könnten. Spannend könnte es auch sein, durch Zufallsauswahl von Jugendlichen repräsentativere Zusammensetzungen der Teilnehmendenschaft bei weiteren Projekten zu generieren. Das durchgeführte Projekt zeigt den Entscheider*innen klar auf, dass die Wünsche von Jugendlichen, entsprechende Begleitung vorausgesetzt, realistische Ergebnisse produzieren. Die Planungen und Forderungen richten sich außerdem nicht nur nach den Wünschen und Bedürfnissen der Teilnehmer*innen, sondern denken marginalisierte Bevölkerungsgruppen mit und wirken somit qualifizierend für die Planung. Gleichsam eignet sich die Konzeption dieses Projektes auch für weitere Themenstellungen. Die Verschränkung von Freizeit und Arbeitsprogramm hat gut harmoniert und die Jugendlichen auf verschiedenen Ebenen gefordert – für viele ein einmaliges Erlebnis von Selbstwirksamkeit. Die Ergebnisse wurden im Anschluss auch noch im Rathaus ausgestellt. Damit hatte ein breiteres Publikum die Möglichkeit, die Entwürfe zu betrachten.

Den ganzen Werkstattbericht mit den Ergebnissen finden Sie hier.