Gestern durften wir beim sozialen Stadtrundgang in eine Welt eintauchen, die wohl für viele von uns meistens unsichtbar bleibt. Wir wollten erfahren, wie Wohnungslose die Stadt jenseits von teuren Fassaden erleben und uns an Orte führen lassen, wo sie keine Randgruppe sind. Asphalt formuliert es so: „Unsere Stadtführerinnen und Stadtführer sind Experten der Straße. Sie zeigen Ihnen auf dem Rundgang die Ecken Hannovers, an denen sich das Leben der Wohnungslosen abspielt und beantworten Ihre neugierigen Fragen“.

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Der Asphalt-Verkäufer Bernd führte uns an Plätze, die Wohnungslose aufsuchen können wenn Sie ein Bett, etwas zu essen oder sonstige Hilfe benötigen.

Startpunkt waren die Redaktionsräume von Asphalt in der List. Dort wurden wir sehr freundlich von Bernd in Empfang genommen.

Bevor es losging informierte uns der Vertriebsleiter von Asphalt über die Entwicklung des Straßenmagazins, dass seit über 20 Jahren in Hannover herausgebracht wird und die Existenzgrundlage für viele Menschen ist. Rund 80 Frauen und Männer verkaufen das Monatsmagazin. Und viele aus der Runde der Teilnehmer*innen hatten Geschichten von ihren Stammverkäuferinnen und –verkäufern zu berichten, bei denen sie regelmäßig nicht nur das Magazin erhalten sondern auch oft auf ein kurzes Gespräch stehen bleiben. Ausgehend von Hannover als größtem Standort ist Asphalt mittlerweile in 15 Städten Niedersachsens erhältlich. Mit einer Auflage von durchschnittlich 27.000 Zeitungen erreicht Asphalt monatlich rund 60.000 Leserinnen und Leser.

Der erste Stopp des Rundgangs war die Einrichtung „Bed by Night“, eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche. 13 Plätze bietet das Haus, das etwas versteckt zwischen hohen Bäumen am Welfenplatz liegt. IMG_0610

Gleich daneben steht ein alter Bunker der bis 2011 auch als Notanlaufstelle für obdachlose Menschen diente und heute Platz für Probenräume für Musiker*innen bietet. Weiter ging es durch die Straßen hinter dem Bahnhof zu Einrichtungen die – oft ganz unscheinbar im Stadtbild- schon seit vielen Jahren wichtige Anlaufstellen für Menschen in Not darstellen. Am Raschplatz hinter dem Bahnhof angekommen erzählte uns Bernd, wie sehr die Zahl der Wohnungslosen aus seiner Sicht vor allem im letzten Jahr zugenommen hat. Wir konnten uns vor Ort selbst ein Bild machen. Und als wir Zeuge einer Konfrontation zweier Männer wurden durften wir erleben wie Bernd sich sofort verantwortlich fühlte und sich kümmerte, wo wir anderen eher scheu und zurückhaltend reagierten. Am Ende ereilte uns noch das angekündigte Gewitter, das den schwülwarmen frühen Abend beendete. Wir hatten es alle eilig ins Trockene und nach Hause zu kommen. Und vielleicht spürten mehrere von uns an diesem Abend den hohen Wert, den ein eigenes trockenes Zuhause bietet.

 

Wer Lust hat, sich an einem sozialen Stadtrundgang zu beteiligen kann sich direkt an die Redaktion von Asphalt wenden: www.asphalt-magazin.de/