Mobilitätskonzept Innenstadt
12. Dezember, Sandra Diehl
Am 02.11.2023 diskutierten wir in der neuen enercity – Konzernzentrale das neue “Mobilitätskonzept Innenstadt” der Stadt Hannover, das noch in der politischen Diskussion ist. Nach einer herzlichen Begrüßung und einem Überblick über die Transformationsaktivitäten des Unternehmens durch enercity-Vorstand Prof. Marc Hansmann führten neben Stadtbaurat Thomas Vielhaber, der Projektkoordinator des Fachbereichs Planen und Stadtentwicklung Tim Gerstenberger und Martin Nebendahl von der Stabsstelle Mobilität des OB das viel diskutierte Konzept vor und standen danach Rede und Antwort für die mehr als 100 Teilnehmer*innen.
Vorgestellt wurden die verschiedenen Ebenen des Mobilitätskonzeptes, das die Menschen im Zentrum sieht und nicht ihre Verkehrsmittel. Künftig soll etwa der individuelle Pkw-Verkehr nicht mehr an den Straßenrändern, sondern in den weiterhin gut zu erreichenden Parkhäusern ruhen, die über ein besseres Verkehrsleitmanagement erschlossen werden. Lieferverkehr, der Verkehr für Anwohner*innen und Menschen mit Behinderung bleiben überall möglich, diese sollen auch weiterhin Stellplätze am Straßenrand finden. Durchgangsverkehr soll für den MIV verhindert und für ÖPNV, Fuß- und Radverkehr aber weiterentwickelt werden. Der Cityring soll bestehen bleiben, aber auch besser überquerbar sein, um seine Barrierewirkung beim Übergang in die Stadtteile zu verringern. Der motorisierte und der ruhende Verkehr in der Innenstadt sollen minimiert werden und die somit gewonnenen Flächen können dann vielfältiger, grüner und weniger kommerziell nutzbar sein, etwa durch mehr Begrünung und Aufenthaltsqualitäten. Nebenbei erhöht sich damit die Sicherheit für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen und der verbleibende Verkehr, etwa von Bussen, Taxen und Menschen mit Mobilitätsbeschränkungen, wird entspannt. So liegt ein zentraler Punkt des Mobilitätskonzeptes in der Verbesserung der Bedingungen für einen optimalen ÖPNV.
Der nicht-motorisierte Verkehr soll entwickelt und ausgebaut werden. Sprich die Anbindungsmöglichkeiten des Radverkehrs sollen verbessert und somit ebenfalls sicherer und schneller gestaltet werden. In den Straßen können mehr Fahrradstellplätze angeboten werden aber auch eine Teilnutzung von Parkhäusern als Parkflächen für Räder ist angedacht. Außerdem sollen insbesondere Fußgängerquerungen durch klare Strukturen und sicherere Übergänge verbessert werden. Durch die klare Trennung von Nutzungsarten soll die Mobilität in der Innenstadt für alle Verkehrsteilnehmer*innen effizienter und entspannter werden.
Zu den Querschnittsaufgaben des Mobilitätskonzeptes gehören vor allem die Steigerung der Aufenthalts- und Sicherheitsqualität, besonders in derzeitigen Angsträumen, wie Bahnunterführungen. Um die Priorisierung des ÖPNVs und des nicht-motorisierten Verkehrs zu erreichen, ist ein hohes Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum unerlässlich.
Allgemeines Ziel ist es, Konflikte zu reduzieren und Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer*innen zu gewinnen.
Im Anschluss an die Präsentation des Mobilitätskonzeptes wurde in Kleingruppen das Gehörte besprochen, diskutiert und Fragen gesammelt, um diese anschließend im Plenum zu beantworten. Aber auch Wünsche und Anregungen wurden geäußert und den Verwaltungsmitarbeitern mitgegeben.
Viele Teilnehmende fragten sich, wie es gelingen könne, auch Skeptiker*innen für das Konzept zu begeistern (z. B. Autofahrer*innen und Einzelhändler*innen). Der Stadt kann dies durch einen Ausbau des Park and Ride Systems (Bsp. Straßburg und Amsterdam), geringere Kosten für Parkhäuser, Erhöhung der Befugnisse für Stadtmobil, Automatisierung von Parkhäusern, besserer Service dort und das Verlagern des Fokus auf die Vorteile einer menschenzentrierten Innenstadt gelingen. Auch die Erreichbarkeit von notwendigen Einrichtungen, z. B. medizinischen Praxen oder speziellen Geschäften, soll weiterhin für Menschen mit Behinderung oder durch privilegierte Parkplätze möglich bleiben. Die Gäste wünschten sich Shuttleervices (wie in Ljubljana) für mobilitätseingeschränkte Personen und leihbare E-Antriebe für Rollstuhle.
Aber es wurden auch viele Anregungen für eine Weiterentwicklung des Konzeptes gegeben, unter anderem zur Innenstadtbeleuchtung oder zum Anwohnerparken. Weitere Anregungen finden sich unten, thematisch sortiert. Besonders wichtig war vielen Teilnehmenden die intensive Einbeziehung von Anlieger*innen, Geschäften und Nutzer*innen der Innenstadt bei der konkreten Planung und Umsetzung der im Konzept skizzierten Maßnahmen.
Abschließend bedankte sich Moderator Oliver Kuklinski vom Büro für Beteiligungskultur und Stadtentwicklung e.V. herzlich bei den Gastgebern von enercity und den drei Impulsgebern: Thomas Vielhaber, Tim Gerstenberger und Martin Nebendahl, sowie bei den sehr engagierten und konstruktiv teilnehmenden Gästen für einen anregenden Abend.
ÖPNV:
- Die Stadtbahnen sollten mit multifunktionalen Abteilen ausgestattet werden, auf diese Weise kann die Flexibilität der Nutzung erhöht werden. Z.B. können Abteile zum Sitzen während der Stoßzeiten genutzt werden. Aber auch für Fahrräder und Gepäck in Phasen mit einer niedrigeren Fahrgastfrequenz.
- Außerdem sollte die Frequenz der Fahrten erhöht werden, um die Attraktivität des ÖPNVs zu steigern.
- Außerdem sollte die Sauberkeit und die Sicherheit im gesamten ÖPNV Bereich (Fahrzeuge, wie Stationen und Zuwege) verbessert werden, um auch auf diese Weise die Attraktivität zu steigern
Sozialekohärenz und Sicherheit:
- die Verkehrserziehung, aber auch mehr Empathie und Wissen zu den unterschiedlichen Mobilitätsarten kann verbessert werden. Auf diese Weise kann eine Verschiebung der Quantität der unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten generiert werden.
- Es wurde auch angeregt die Nutzung eines Parkhauses in der Führerscheinausbildung zu integrieren
- auf diese Weise könnte eine Verdrängung des Parkens in Nachbarbezirke vermieden werden
- Aber auch mehr Beleuchtung von öffentlichen Räumen, gerade Parkanlagen sollte verbessert werden, um eine Erhöhung der Sicherheit zu gewährleisten und Angsträume zu vermeiden
Eigenschaften der neuen Räume:
- Shared Spaces umsetzen, um eine Vielfalt der Nutzung und der Nutzenden generieren, folglich kann eine Belebung der Quartiere erreicht werden.
Umwelt- & Nachhaltigkeitsaspekte
- Geringere Versiegelung beim Umbau von Straßen, Innovationen Nutzen: Baumsetzungen/Vegetationsflächen trotz Leitungen: https://www.urbanevegetation.de/taspo_04_2012.html,
- Verwendung von Flachwurzlern, kleinere Pflanzen als Bäume
- Patenschaften und Netzwerke für Orte und Plätze, Urban Gardening
Leichte Mobilität verbessern:
- Fest Stellplätze für E-Roller, Räder, Lasties, Mülltonnen etc
- folglich die Durchgängigkeit von Fußverkehr realisieren (Gehweg von zu vielen Schildern, Kästen, Mülltonnen freihalten)
- Fahrradparkhäuser an ÖPNV Knotenpunkten in der Innenstadt aber auch in den Außenbezirken
- Radinfrastruktur muss gewartet werden: Schrotträder entfernen, Wege räumen
- Leihmobilität von Seiten der Stadt ausbauen: Roller, Fahrräder (Hamburg als gutes Beispiel)
- Klare Strukturen für Verkehrsarten, Trennung der Verkehrsarten (nicht wie in der Goseriede oder Georgstraße)
- Schnelle verbesserungen für Radfahrende durch mobile Absperrungen, dadurch auch vorab experimente möglich
- Radverkehr in die Stadtteile muss verbessert werden, Vorrangstraßen für Radverkehr
Durch- & Umsetzung:
- eine direkte Umsetzung bei kleinen bauliche Maßnahmen
- 3-Spurigkeit konsequent reduzieren
- “Superblocks” in der Innenstadt (Altstadt) umsetzen
Prozess:
- Mehr Aufsuchende Beteiligung
- Kinder mehr Berücksichtigen
- Bürger*innenbeteiligung im Umsetzungsprozess soll nachgesteuert werden
- Evaluation und Nachsteuerung im Umsetzungsprozess
Links:
Videos zum Masterplan Mobilität 2025:
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